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Angst, Stress, Depressionen – Wenn psychische Beschwerden das Studium überschatten

Alles hatte so hoffnungsvoll begonnen: Nach einem sehr guten Abitur, für das sich Xenia F. richtig reingehängt hatte, startete sie hoch motiviert in ihr Traumstudium: Pharmazie.

Doch im zweiten Semester änderte sich etwas: Xenia war oft müde und niedergeschlagen, und die vielen Prüfungen erschienen ihr immer weniger als Herausforderung, die sie meistern konnte, sondern als unüberwindlicher Berg. Beim Lernen ließ die Konzentration nach, sie schlief schlecht und versuchte zunehmend, ihre Müdigkeit tagsüber mit Koffein in großen Mengen zu betäuben.

Im dritten Semester bestand sie erstmals in ihrem Leben eine Prüfung nicht – zum Schock darüber gesellte sich die Angst, bei einer folgenden Prüfung erneut zu versagen. In den folgenden Wochen passierte etwas, was sie sich zuvor nie hätte vorstellen können – sie blieb viel daheim und starrte aufs Handy, sie schwänzte Vorlesungen und Prüfungen. Denn es ging ihr nicht gut: Diffuse Ängste raubten ihr den Schlaf, und ihr Selbstvertrauen, das Studium erfolgreich zu beenden, lag am Boden.

Studierende wie Xenia F. sind kein Einzelfall, und es gibt tendenziell immer mehr Studierende, die aufgrund psychischer Beschwerden Beratungsstellen, Ärzte und Therapeuten aufsuchen. Nach den neuesten verfügbaren Daten leidet fast jeder vierte Studierende an einer psychischen Erkrankung wie Angststörungen und Depressionen.

Orientierungsberater Andreas Peez aus München stellt fest: „In meiner Beratungspraxis habe ich immer mehr mit Studierenden zu tun, die sich in therapeutischer Behandlung befanden oder befinden und deren Misserfolg im Studium unmittelbar damit zu tun hat, dass sie psychisch erheblich mit sich zu kämpfen haben.“ Vermutungen, dass die Zunahme psychischer Erkrankungen bei Studierenden mit der vor einigen Jahren erfolgten Umstellung auf das Bachelor-Master-System zusammenhängt, sind zwar nicht widerlegt, aber Experten sehen diesen Zusammenhang eher nicht. Und auch Orientierungsberater Peez meint: „Früher hat die Strukturlosigkeit des Studiums oft zu Stress geführt, heute ist es die starke Vorstrukturierung, die Stress verursacht – am Ende werden sich beide Effekte insgesamt wohl aufheben.“

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Was sind also die Gründe, warum Studierende heute offenbar stärker von psychischen Erkrankungen betroffen sind als frühere Generationen? Insgesamt ist der Übergang von der Schule zum Studium ohnehin von erheblichen psychischen Belastungen geprägt: Entscheidung für einen beruflichen Weg, evtl. Auszug von daheim und möglicherweise in eine neue Stadt, Verlust von alten Freunden und Bezugspersonen, finanzielle Sorgen rund um die Studienfinanzierung sind nur einige Faktoren, die hier zu nennen sind – aber von diesen waren auch schon frühere Studentengenerationen betroffen.

Orientierungsberater Andreas Peez aus München merkt an: „Aus meiner Sicht gibt es zwei Belastungsfaktoren, die neu hinzugekommen sind und die die Studierenden – aber auch die gesamte Gesellschaft – unter starken Druck setzen: die Angst vor dem sozialen Abstieg sowie das Gefühl, nicht abschalten zu dürfen.“

So führt die ständige Kommunikation und Erreichbarkeit via Smartphone zu einem andauernden „Alarmmodus“ , der die Gesundheit auf Dauer beeinträchtigen kann. Und das Gefühl, trotz guter Noten und Studium am Ende nicht mithalten zu können, verschärft das Konkurrenzdenken an den Hochschulen und kann ein wenig lernförderliches Gegen- statt Miteinander zur Folge haben. Andreas Peez ergänzt: „Für eine erfolgreiche Studien- und Laufbahnberatung ist es essentiell, all diese Faktoren mit im Auge zu behalten, um mit dem Klienten individuell abgestimmte Lösungen zu erarbeiten.“

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