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Studieren ohne Abitur – geht das wirklich?

Gymnasium bis zur 12. Klasse, dann Abitur und anschließend an die Uni: Das ist sicherlich der klassische Weg für eine akademische Laufbahn, aber bei weitem nicht der einzige.

In den Hörsälen Deutschlands sitzen heute Studierende, die über die unterschiedlichsten Wege und Umwege an die Hochschule gekommen sind: über die Fachhochschulreife, die fachgebundene Hochschulreife oder eben auch ganz ohne Hochschulreife. Letztere Gruppe ist noch klein, wächst aber stetig: von gut 8.000 Studierenden im Jahr 2007 auf fast 46.000 Personen im Jahr 2014 – fast zwei Prozent aller in Deutschland eingeschriebenen Studenten.

Im Jahr 2009 haben die Kultusminister der Bundesländer den Weg frei gemacht für den so genannten „Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung“. Dieses Angebot richtet sich an Personen, die nach qualifiziertem oder mittlerem Schulabschluss und Berufsausbildung in den Job eingestiegen sind, sich dort im Laufe der Jahre oft beachtlich entwickelt haben und dennoch irgendwann an eine „Glasdecke“ stoßen. Weil das Studium fehlt.

Wer jedoch schon mitten im (Berufs-)Leben steht, für den sind der Ausstieg aus dem Job und das mindestens einjährige Nachholen des (Fach-)Abiturs an der Berufsoberschule oft keine gangbare Option mehr. Voraussetzung für das Studieren ohne Abitur ist, neben der abgeschlossenen Berufsausbildung eine Weiterqualifikation wie einen Meisterbrief oder einen Abschluss als Fachwirt bzw. eine mindestens dreijährige einschlägige Berufserfahrung nachweisen zu können. Soweit die Theorie.

Die Praxis, so weiß Orientierungsberater Andreas Peez aus München, sieht noch immer etwas anders aus: „Aus meiner Sicht ist der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte eine sehr gute Sache, und die angesprochene Zielgruppe ist meiner Einschätzung nach ziemlich groß. Dass die beruflich Qualifizierten an den Hochschulen immer noch Exoten sind, liegt an den erschwerten Bedingungen für sie im Hochschulalltag.“ Die Hochschulen legen nämlich unterschiedliche Bedingungen für die externen Bewerber fest. Ein Vorstellungsgespräch sowie Eignungstests sind quasi Standard, ebenso wie die Aufnahme in den Studiengang „auf Probe“ (meistens zwei Semester lang).

Diese Voraussetzungen eröffnen den Hochschulen zahlreiche Möglichkeiten, unerwünschte Bewerber fernzuhalten oder auszusortieren. Orientierungsberater Peez hat beobachtet: „Grundsätzlich sind Hochschulen für angewandte Wissenschaften offener für beruflich Qualifizierte als Universitäten, und private Hochschulen tun sich mit ihnen leichter als staatliche Einrichtungen. Private Hochschulen und Fachhochschulen haben auch mehr Erfahrung mit dieser Klientel, können sie tendenziell besser betreuen und in den Studienalltag integrieren.“

Trotzdem kann das Bemühen um einen Studienplatz vor allem in begehrten Fächern wie Medizin und Psychologie für beruflich Qualifizierte zu einem fast aussichtslosen Leidensweg werden. Wer den Sprung an die Hochschule am Ende geschafft hat, ist meist hoch motiviert und verbucht durch das Plus an Lebens- und Berufserfahrung sogar einen Vorteil gegenüber seinen Kommilitonen.

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