Erfahrungsbericht: Erasmus-Auslandsstudium in Cork/Irland – National Maritime College of Ireland
Die Partnerschaft zwischen der Hochschule Emden/Leer und dem National Maritime College of Ireland (NMCI) in Ringaskiddy ist noch eine sehr junge. Sie besteht seit dem Sommersemester 2010. Das NMCI in Ringaskiddy gehört mit zum Cork Institute of Technology (CIT) in Cork und stellt den maritimen Fachbereich dar. Ringaskiddy ist ein sehr beschaulicher Ort, der hauptsächlich aus Industriehafen, Fähranlegern und Pharmaindustrie besteht und liegt etwa 20 km südöstlich von Cork. Mit seinen knapp 120.000 Einwohnern stellt Cork nach Dublin die zweitgrößte Stadt und liegt im Südwesten Irlands. Neben dem CIT ist noch das University College Cork (UCC) angesiedelt, was der Stadt, mit ihren 30.000 Studenten, ein junges Gesicht verleiht.
Vorbereitung
Für die Planung und Vorbereitung des Auslandssemesters reichen in der Regel 6 Monate. Ansprechpartner hierfür ist Frau Walden, Dozentin für Englisch FB Seefahrt in Leer, bzw. Frau Hülsen vom International Office in Emden. Alle nötigen Antragsformulare werden einem online zugeschickt. Zusätzlich zu den Antragsformularen werden ein Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und eine Leistungsbescheinigung gefordert. Zu beachten sind die Bewerbungsfristen für das jeweilige Auslandssemester!
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anerkennung für erbrachte Leistungen an der Gasthochschule. Hierzu rechtzeitig und ausführlich mit dem zuständigen Dozenten abklären, inwieweit die Leistungen angerechnet werden. Dazu am besten die Modulbeschreibungen3 der jeweiligen Fächer ausdrucken und als Leitfaden nutzen. Noch ein Tipp: Am besten Module aus ein und demselben Semester auswählen, da aufgrund des enggestrickten Stundenplanes Überschneidungen unausweichlich sind. Weiterhin kann ich nur jedem alle Navigationsfächer4 aus dem sechsten Semester sowie das Modul Seamanship empfehlen.
Unterkunft
Was die Unterkunft angeht bieten beide, CIT5 und NMCI6, auf ihren Internetseiten Studentenapartments an. Man bekommt aber auch eine Handvoll Kontaktdaten vom International Office der Gasthochschule per Email zugeschickt, wobei die Mehrzahl sich in CIT-Nähe befindet und somit am Stadtrand von Cork (knapp 5 km bis ins City Centre).
Cork hat aber weitaus mehr Studentenapartments anzubieten. Deshalb lohnt sich auch die Eigenrecherche im Internet. Alle Apartments sind voll möbliert und mit allem Nötigen ausgestattet. Für ein Zimmer in DeansHall Crosses Green, direkt im City Centre, zahlt man etwa 450,00 Euro pro Monat. Zu beachten ist, dass man alles (Miete, Strom und Kaution) im Voraus zu zahlen hat, was in etwa 2500,00 Euro für ein Semester entspricht. Also rechtzeitig das Geld zur Seite legen! Busse zum NMCI fahren regelmäßig, benötigen aber knapp eine Stunde Fahrzeit. Die Monatskarte für den Bus kostet in etwa 60,00 Euro.
Der Ferryview Park in Ringaskiddy bietet Unterkünfte für 350,00 Euro im Monat an. In einer Doppelhaushälfte ist Platz für vier Studenten. Das Erdgeschoss besteht aus Küche und Wohnzimmer mit Zugang zum Garten. Im Obergeschoss befinden sich die vier einzelnen Zimmer und ein Gemeinschaftsbad. Zum College sind es vom Ferryview Park etwa 15 Minuten Fußmarsch. Hört sich nett an, kann ich aber keinem empfehlen, da in Ringaskiddy absolut nichts los ist.
Studium an der Gasthochschule
Das NMCI ist ein kleines College mit Klassenstärken von 25 Studenten welches sehr dem Fachschulbetrieb in Leer ähnelt und wurde im Jahr 2005 eröffnet. Neben den Studenten werden am NMCI auch angehende nautische und technische Offiziere der irischen Marine ausgebildet. National Maritime College of Ireland in Ringaskiddy
Das irische System ist ein wenig anders aufgebaut, als bei uns in Leer. Die Studenten absolvieren insgesamt sechs Semester, inklusive zwei Praxissemester, und schließen ihr Studium mit der OOW7-Licence ab. Nach einer gewissen Zeit auf See kehren sie zurück, um dann in zwei weiteren Semestern ihre CMM8-Licence zu erhalten.
Aus diesem Grund liegen die Schwerpunkte bei Grundlagenfächer wie Seemannschaft, Navigation, Wachdienst und Stabilität. Simulatorlehrgänge können aufgrund der begrenzten Kapazitäten nicht ausgewählt werden. Einzige Ausnahme ist das Modul ROR & Emergency Procedures, welches sechs Brückensimulatorübungen beinhaltet.
Das NMCI beherbergt außerdem eine interne Mensa, die aber, verglichen mit herkömmlichen Mensen ins Deutschland, teuer ist sowie eine sehr gut ausgestattete Fachbibliothek. Die Bibliothek ist zusätzlich mit einer ausreichenden Anzahl von PC-Arbeitsplätzen ausgestattet. Wie in Leer auch, bekommt man sein eigenes Konto mit den zugehörigen Login Daten und kann entsprechend alles in Anspruch nehmen. Zu den weiteren Einrichtungen gehören eine Sporthalle und ein großer Fitnessraum für die körperliche Ertüchtigung, welche ebenfalls frei zur Verfügung stehen.
Wie in Leer läuft auch am NMCI alles sehr familiär ab. Ein positiver Nebeneffekt durch die kleine Klassenstärke ist, dass die Integration innerhalb der Gruppe und somit der Anschluss schnell hergestellt wird.
Alltag und Freizeit
Zahlreiche Sport- und Freizeitaktivitäten werden über die jeweiligen Internetseiten des CIT9 sowie des NMCI10 angeboten. Das Angebot ist sehr vielfältig und es sollte für jeden was dabei sein, der Lust hat, sich sportlich und körperlich zu betätigen. Wer Interesse in Mannschaftssportarten hegt, kann ich nur empfehlen, sich für ein CIT-Team zu entscheiden. Aufgrund der kleinen Größe des NMCI besteht meist nur ein einziges Team und es kommt kaum ein anständiges Training mit großer Beteiligung zustande. Ganz im Gegenteil zum CIT. Die Regel sind dort drei Teams (A, B, C) die entsprechend nach Stärke eingeteilt sind.
Ansonsten hat auch Cork jede Menge zu bieten. Allein durch den hohen Studentenanteil gibt es kein Wochentag an dem nichts los ist. Man findet immer irgendwo ein Pub in dem abends Livemusik gespielt wird oder sonstige Programmaktionen stattfinden. Vieles wird auch über die Student Union11 angeboten und organisiert. Das heißt, regelmäßig seinen CIT-Emaileingang kontrollieren. Die Emailadresse der Student Union bekommt man im International Office.
Ein weiterer Vorteil an Cork ist die geografische Lage. Der Südwesten Irlands gehört mit zu den schönsten Ecken. Überhaupt ist Irland nur so bespickt mit Sehenswürdigkeiten. Sowohl landschaftlich als auch kulturell wird sehr viel geboten. Deshalb als Tipp, den Freitag vorlesungsfrei halten und das verlängerte Wochenende zum Reisen nutzen und Stück für Stück die Insel entdecken.
Fazit
Für ein Auslandsstudium in Cork sprechen viele Dinge. Zum einen ist es die Möglichkeit seine Englischkenntnisse weiter zu verbessern und zu festigen, was ja entscheidend für unser späteres Berufsfeld ist sowie die interkulturelle Erfahrung. Zum anderen bietet das College eine sehr gute und auch etwas andere Ausbildung im Bereich der Grundlagenfächer, speziell in Navigation. Dadurch lernt man verschiedene Arten und Möglichkeiten der Lösungsfindung kennen, wie sie bei uns in Deutschland nicht gelehrt werden und zur Horizonterweiterung beitragen.
Durch die neu entstehenden Bekanntschaften und den damit verbundenen neuen Kontakten eröffnen sich für einen auch ganz andere Dimensionen für die spätere Berufsfindung. Gerade für Studenten, die sehr am Öl-, Gas- und Offshoregeschäft interessiert sind, können sich die Kontakte zu diversen Reedereien und Unternehmen erweitern. Sind es gerade britische Unternehmen, die stark in diesem Segment vertreten sind.
Die allgemein hohen Lebenshaltungskosten in Irland sowie die Entfernung zwischen Cork und Ringaskiddy lassen vielleicht einige daran zweifeln, ein Auslandstudium in Cork zu absolvieren. Für Studenten ohne Auto und der damit verbundene Mehraufwand an Zeit durch Bus etc. stellt eventuell einen weiteren Grund dar. Dennoch kann ich es jedem nur empfehlen diese einmalige Gelegenheit zu nutzen.
Für mich persönlich war dieses Auslandssemester ein totaler Erfolg und ich habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Es war interessant zu sehen, wie es ist, in einem doch fremden Land mit unterschiedlicher Kultur zu leben und klar zu kommen. Die schnelle Integration in der Klasse und die Aufgeschlossenheit der Dozenten und Studenten haben zum erfolgreichen Einleben beigetragen.
Auch aufgrund der problemlosen Zusammenarbeit mit dem International Office in Emden und der Gasthochschule in Cork, war eine reibungslose Planung und Vorbereitung gegeben. Für dringende Fragen stand jederzeit Frau Walden als direkter Ansprechpartner an der Seefahrtsschule in Leer zur Verfügung. Aufgrund ihres Besuches in Cork und am NMCI kannte sie die Gegebenheiten vor Ort und konnte mit hilfreichen Tipps weiterhelfen, gerade was die Wahl der Unterkunft betraf.
Ich möchte allen Beteiligten, besonders Frau Walden, die stets mit Enthusiasmus und Einsatzbereitschaft uns hilfreich zur Seite stand, meinen herzlichsten Dank für dieses sehr zufriedenstellende Auslandssemester aussprechen.
Ronny G., Student an der Hochschule Emden/Leer
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