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Mobbing in der Schule

In der Schule erfahren viele Kinder zum ersten Mal bewusst, was Mobbing ist. Egal ob physisch oder psychisch – Kinder leiden auch lange nach der Schulzeit noch unter den Folgen von Mobbing. Eltern und Lehrer sind oft ratlos und wissen nicht, wie sie eingreifen sollen, ohne die Situation zu verschlimmern.

Wie funktioniert Mobbing unter Kindern?

Nicht jeder Streit ist Mobbing. Bei gewöhnlichen Konflikten streiten sich Kinder um etwas Konkretes. Bei Mobbing geht es um Kontrolle und Macht. Das zugrundeliegende Problem liegt meist in der Gruppenstruktur begründet. Mobber wollen sich beweisen und eigene Unsicherheiten kaschieren. Kinder mit geringem Selbstbewusstsein, die von der Norm der Gruppe abweichen, werden dann leicht Opfer von Mobbing.

Mobbing unter Kindern äußert sich durch verschiedene Handlungen. Insbesondere Mädchen bevorzugen das psychologische Mobbing. Dazu zählen das Ignorieren und Ausgrenzen des Opfers, Lästern und Verbreiten von Gerüchten über die betroffene Person, Verpetzen und generell unfreundliches Verhalten, wie die Verwendung von Beleidigungen. Jungs neigen öfter zu aktivem Mobbing. Das äußert sich in Erpressung, körperlicher Gewalt, Sachbeschädigung und Diebstahl.

Mobbingopfer sprechen das Thema aus Angst oft nicht direkt an. Subtile Anzeichen können jedoch ein Leistungsabfall, sichtliche Zurückgezogenheit oder Fehlen im Unterricht sein. Auch das Klagen über körperliche Probleme wie Kopf- und Bauchschmerzen oder Übelkeit können Anzeichen sein.

Wie können Lehrer eingreifen?

Lehrer neigen aus Angst, selbst Opfer dieser Mobbingdynamik zu werden, dazu, das Problem zu ignorieren. Das sollte auf keinen Fall passieren. Genauso negativ kann sich jedoch blinder Aktionismus auswirken. Lehrer sollten Schuldzuweisungen unterlassen. Sonst ist es unmöglich, in einen Dialog mit den Schülern zu treten. Lehrer dürfen nicht versuchen, Mitleid für den gemobbten Schüler zu erwecken. Sie sollten es auch unterlassen, für alle Schüler, bis auf das Mobbingopfer Strafen zu verhängen. Das wird den gemobbten Schüler in eine noch ungünstigere Situation bringen.

Lehrer sollten starke Ich-Botschaften aussenden, um keinen der Schüler anzuprangern und dennoch zu verdeutlichen, dass dieses Verhalten unterlassen werden muss. Beispielsweise kann ein Lehrer sagen: „Ich dulde es nicht, dass ihr so miteinander umgeht.“ Dabei muss der Fokus auf dem Verhalten liegen. Niemals darf eine Person direkt kritisiert werden.

Merken Lehrer, dass ein Schüler gemobbt wird, sollte der Lehrer ein Gespräch mit dem Schüler suchen. Oft können Mobbingopfer sich nicht spontan mit ihren Problemen öffnen. Daher ist es zunächst notwendig, das Vertrauen zum Schüler aufzubauen. Es sollte keine Aktion hinter dem Rücken des Schülers unternommen werden. Auch die Eltern sollten zu einem Gespräch eingeladen werden. Hat der Schüler einen Freund an der Schule oder sogar in der Klasse, dann sollte mit diesem das Gespräch gesucht werden.

Wie können Eltern Mobbing entgegenwirken?

Eltern sollten durch eine Erziehung geprägt von Wertschätzung, Empathie, Vertrauen und angemessener Grenzensetzung ihrem Kind ein gesundes Selbstbewusstsein mitgeben. So können Eltern präventiv dagegen vorgehen, dass ihre Kinder Mobbingtäter oder -opfer werden.

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihre Kinder Opfer von Mobbing sind, sollten Eltern ihren Kindern aufmerksam zuhören, wenn sie von ihrem Schultag erzählen und sanft nachfragen. Jedoch sollten Eltern ihre Kinder nicht zum Erzählen drängen. Eltern müssen ihrem Kind signalisieren, dass sie ihr Kind und seine Sorgen ernst nehmen. Sie müssen ihrem Kind klarmachen, dass es die Schuld nicht bei sich suchen darf. Zudem sollte das Selbstwertgefühl weiter durch einen liebevollen Umgang gestärkt werden. Vielleicht kann durch ein neues Hobby das Selbstbewusstsein zusätzlich gesteigert werden. Durch ein gesundes Selbstbewusstsein minimiert sich die Angriffsfläche und das Kind nimmt sich die Handlungen seiner Mitschüler weniger zu Herzen.

Wenn Eltern sich sicher sind, dass ihr Kind Opfer von Mobbingaktionen ist, sollten sie sich an den Klassenlehrer oder den Vertrauenslehrer der Schule wenden. Zeigen diese sich hilflos und schenken den Problemen kein Gehör, können sie sich auch an den Schulpsychologischen Dienst oder das Schulamt wenden. Niemals sollten sich Eltern an den Mobber oder dessen Eltern selbst wenden. Das kann die Position des Kindes schnell schwächen.

Können Mobber strafrechtliche Konsequenzen davontragen?

Mobbing an sich hat keine strafrechtliche Relevanz, jedoch können einzelne Handlungen rechtliche Konsequenzen haben. Durch Beratung beim Weißen Ring kann man herausfinden, ob die Handlungen strafrechtlich relevant sind.

Wenn die Handlungen strafbar sind, können sie bei der Polizei angezeigt werden.Problematisch ist es allerdings, wenn der Täter jünger als 14 Jahre ist, da er in diesem Alter noch nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Die Strafen können je nach Art der Handlung unterschiedlich ausfallen. Gerade wenn körperliche Gewalt involviert ist, können Täter mit einer Freiheits- oder Geldstrafe rechnen.

Infografik: Wie verbreitet ist digitale Gewalt? | Statista

Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Cybermobbing im Internet - wo die Hemmschwelle sinkt

Eine wachsende Herausforderung stellt das Mobbing in der digitalen Welt dar, das sogenannte Cybermobbing, von dem in Deutschland bereits rund jeder fünfte Schüler betroffen ist. Hierbei verlagern sich die Schikanen in den digitalen Raum: Beleidigungen, das Verbreiten von Gerüchten oder peinlichen Fotos und Videos geschehen über soziale Netzwerke wie WhatsApp, TikTok, Instagram oder in Online-Spielen.

Die vermeintliche Anonymität des Internets senkt oft die Hemmschwelle der Täter, während die Opfer sich den Angriffen kaum entziehen können, da sie jederzeit und überall erreichbar sind – das Mobbing endet nicht nach der Schule. Die Folgen sind oft gravierend und reichen von psychischen Belastungen wie Angst, Depressionen und sozialem Rückzug bis hin zu schulischem Leistungsabfall.

Auch beim Cybermobbing können einzelne Handlungen wie Beleidigung, Nötigung, Bedrohung oder die unbefugte Veröffentlichung von Bildern strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Für Schulen und Eltern bedeutet dies, die Vermittlung von Medienkompetenz und einen wachsamen Blick auf die Online-Aktivitäten der Kinder als zentrale Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu begreifen und auch hier die zuvor genannten Grundsätze des Eingreifens zu beachten.

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